Kriechtiere bewohnten bereits vor über 300 Mio. Jahren die Erde, weshalb sie in der Tierwelt eine besondere Stellung einnehmen. Der weit zurückreichende Anbeginn ist ihnen förmlich ins Gesicht geschrieben – eine Differenzierung zu anderen Tieren fällt daher nicht schwer. Schildkröten stechen unter den Reptilien noch einmal deutlich hervor, da sie anatomisch einige Besonderheiten aufweisen.
Vierfüßigkeit
Reptilien verfügen über je zwei Vorder- und Hintergliedmaßen mit deren Hilfe sich die meisten Arten fortbewegen. Einige Echsen weisen nur zurückgebildete (rudimentäre) Gliedmaßen auf, bei den Schlangen fehlen sie gänzlich.
Bei Schlangen sind die Extremitäten vollständig zurückgebildet.
Die verlängerte Wirbelsäule bildet den Schwanz. Dieser übernimmt bei einigen Arten die Funktion eines Greifwerkzeuges oder er dient als Waffe (u. a. bei Waranen). Bei den meisten Arten fungiert er als Hilfe beim Halten des Gleichgewichts und schützt dabei gleichzeitig die After- und Genitalregion.
Insbesondere Chamäleons benötigen ihren Schwanz als „Absicherung“ im Geäst.
Lungenatmung
Reptilien atmen (wie wir Menschen) über paarig angelegte Lunge, um Sauerstoff über die Lungenbläschen (Alveoli) in den Körper aufnehmen zu können. Eine kutane Atmung (durch die Haut) existiert ebenfalls bei den meisten wasserbewohnenden Arten.
Trockene Schuppenhaut
Im Vergleich zu anderen Tierarten ist die Haut der Reptilien drüsenarm und trocken. Die obere Hautschicht (Stratum corneum) ist bei Reptilien stark verhornt und beschuppt. Sie wird regelmäßig abgestoßen. In der Keimschicht der Haut (Stratum germinativum) werden neue Hautzellen ausgebildet, welche die Zellen der Hornschicht später ersetzen. Direkt unterhalb der Hornschuppen befindet sich eine Fettschicht (Lipidschicht), welche einen großen Wasserverlust verhindert.
Bei Reptilien findet dieser regelmäßige Komplettaustausch der Haut mehr oder weniger abrupt statt und wird als Häutung (Ecdysis) bezeichnet.
Innerliche (endogene) Befruchtung und Entwicklung
Die Befruchtung und Entwicklung der Embryonen erfolgt bei Reptilien innerlich (endogen). Nach erfolgreicher Befruchtung der Eizelle(n) reifen die Eier im Innern des Weibchens heran. Aus diesen schlüpfen entweder noch im Mutterleib die Jungen und werden anschließend lebend geboren (ovovivipar) oder der Schlupf findet erst nach Ablage der Eier statt (ovipar), so auch bei den Schildkröten.
Reptilien entwickeln sich außerdem direkt, d.h. sie durchleben im Gegensatz zu Amphibien kein Larvenstadium. Sie sind nach dem Schlupf mit allem Lebensnotwendigen ausgestattet und meist auf sich allein gestellt. Nur wenige Arten (z. B. manche Schlangenarten) betreiben Brutpflege und Schutz für die Jungen. Die Anzahl der Eier schwankt unter den Schildkrötenarten stark. Meeresschildkröten z. B. legen bis zu 250 Eier auf einmal, die meisten Landschildkröten weniger als ein Dutzend. Grund dafür ist die unterschiedlich hohe Anzahl an Fressfeinden der Schlüpflinge. Die meisten Schlüpflinge der Meeresschildkröten fallen bereits vor dem Erlangen des Wassers vor allem den Vögeln zum Opfer. Schlüpflinge von Landschildkröten können mit etwas Glück unbemerkt schlüpfen und sich schnell genug in Sicherheit bringen. Doch selbst nach dem Überleben des Schlupfes, lauern in den ersten Lebensjahren tagtäglich Gefahren auf die Jungtiere – vor allem der Mensch!
Besonderheit der Spermaspeicherung (Amphigonia retardata)
Weibliche Schildkröten sind, genau wie einige Schlangenarten, dazu befähigt, Sperma in speziellen Röhrchen (Tubuli) in einer Engstelle (Isthmus) innerhalb des Eileiters (Ovidukts) über einen längeren Zeitraum hinweg zu konservieren. Dadurch können auch noch nach Monaten bis Jahren nach dem letzten sexuellen Kontakt mit einem Männchen, Eizellen befruchtet werden.